Ich habe mich in den vergangenen Jahren natürlich nicht nur mit den Finanzsystemen und deren Problemen beschäftigt, sondern auch immer wieder mit dem Domain-Markt ; dabei speziell auch mit dem Domain-Sekundärmarkt.
Das man sich als Internet-Provider, Domain-Registrar und Inhaber von verschiedenen "Internet-Unternehmen" auf der einen Seite aber auch als Domain-Inhaber und -Entwickler mit den Domain-Märkten intensiv beschäftigt, dürfte kaum verwundern. Aber was kommt dabei raus, wenn man Erkenntnisse aus den Domain-Märkten mit Erkenntnissen aus den Studien der Finanzsysteme und unseres Wirtschaftssystems kombiniert? Genau dieses gedankliche Experiment möchte ich in meinem Blogartikel in zwei Teilen wagen.
Explizit verweisen möchte ich nochmal auf meinem vorausgegangenen Blog-Artikel "Kommender Kollaps unseres Finanzsystems - Teil 1" und "Teil 2"; wo ich auf unsere Finanzsysteme, deren Zinseszins-Probleme und Gold als Geld ausführlich eingehe. Diese beiden Artikel-Teile dienen als Kulisse für diesen Artikel zur Einordnung. Eigentlich war mein erster Artikel "Domains in Gold", aber dann merkte ich, dass ich da weiter ausholen muss und daraus entstand der genannte vorherige Artikel.
Dies als kurzer Hintergrund, der meiner Meinung nach wichtig ist zur Einordnung warum ich auf Gold als Geld komme (Geld ist übrigens abgeleitet vom indogermanischen ghel=Gold).
Kommen wir zum Thema "Domain-Sekundärmarkt": Was ist das überhaupt ?
Der Begriff "Sekundärmarkt" kommt aus den Finanzmärkten und bezeichnet einen Umlaufmarkt an dem bereits emittierte Wertpapiere wie Aktien oder Anleihen gehandelt werden (also etwas, was bereits im Umlauf ist). Dabei wandern die bereits bestehenden Papiere von einem Investor zum nächsten (Handel). Am Primärmarkt hingegen geht es um den Erstabsatz von neu emittierten Wertpapieren.
Auf die Domainmärkte übertragen: Auf dem Domain-Primärmarkt da geht es um das klassische Provider-Geschäft: Domains neu registrieren, von einem Provider zum anderen übertragen - also alles was wir bei Portunity-Hosting als Domain-Registrar anbieten. Auf dem Domain-Sekundärmarkt werden Domains von einem Investor zum nächsten oder zu einem Endkunden gehandelt - also ein klassischer Umlaufmarkt. Denn gute Domains können für den Käufer einen erheblichen Wert haben und sind mit Grundstücken in Premium-Lagen vergleichbar.
Auch da geistern immer wieder und regelmäßig in den Medien Nachrichten über neue Rekord-Erlöse von Domain-Verkäufen - letztes Jahr war da (mal wieder) sex.com z.B. stark präsent, 2007 war es poker.de (695.000 Euro) und viele andere Domains die durch die Medien gingen. Ja, es gibt ihn: den Domainhandel. Domains werden gekauft und verkauft, registriert, gebunkert und nicht selten auch unter Preis verschachert.
In Deutschland gibt es, wie in vielen anderen Ländern auch, eine recht überschaubare Anzahl an Domainhändlern die sich, oft hobbymässig im Nebenerwerb und ein paar wenige hauptgeschäftlich, mit dem Domainhandel beschäftigen. In den USA ist man derweil schon weiter, dort sieht man "Domains als Investment" und sich selber bereits als "Domain-Industrie". Naja, typisch Ami-Verbal- Übertreibung halt - auch dort sind die Akteure, die wirklich das große Geld machen, eher überschaubar. Aber hört sich doch mächtig an, oder ?
Wo Waren gehandelt werden da sind meist auch die Marktplätze nicht weit. In den vergangenen Jahren haben sich in, an und aus den Domainhandels-Communities einige Handels-Plattformen für Domains gebildet. In Deutschland bezeichnet sich Sedo da seit langem als Marktführer und versucht auch International sich durchzusetzen.
Insgesamt ist diese Branche seit Jahren in einer Phase der Konzentration und Professionalisierung. Dazu gehört auch, dass Sedo als Marktführer seit einigen Jahren Marktstudien, basierend auf den eigenen Transaktionen, herausgibt. Seit einigen Tagen gibt es sogar auf Basis der Sedo-Transaktionen einen eigens entwickelten Domain-Preis-Index, dazu aber später im zweiten Artikelteil mehr.
Nimmt man nun die Zahlen aus den Marktstudien von Sedo und trägt diese in einem Chart auf, sieht die Preisentwickung eigentlich sowohl in Euro als auch (umgerechnet) in US-Dollar recht stagnierend aus:
Die durchschnittlichen Domain-Verkaufserlöse schwankten immer so um die ~1150 Euro (+/- 100 Euro) oder ~1520$ (+/- 200$). Der einzige Ausreißer ist 2007 sichtbar. Stagnierende Preise sind aber nicht gleichzusetzen mit stabilen Preisen. Wie ist das denn mit der Inflation und der Kaufkraft wenn wir Euro und Dollar verwenden ? Also wieviel Kaffeekänchen würde man für die gekaufte Domain zu welchem Zeitpunkt erhalten ?
Dies wird sichtbar, wenn man die durchschnittlichen Domain-Preise von Euro in Unzen Gold wandelt. Dazu muss man nichts weiter tun als sich die Goldpreise (in Dollar) im Internet herunter laden, die jährlichen Durchschnittspreise berechnen (da wir ja die durchschnittlichen Jahres-Erlöse aus den Sedo-Studien vergleichen wollen) und das ganze umrechnen. Dies sieht dann so aus:
Der Durschnittspreis von Domains in Unzen Gold ist von 3,5 (Jahr 2004) auf 1,3 (Jahr 2010) kontinuierlich gefallen. An der grundsätzlichen Tendenz gibt es dabei auch keine Unterschiede zwischen Topleveldomains, alle durschnittlichen Domainpreise sind im Laufe der Jahre erheblich gesunken !
Nun mögen sicher einige kritisieren, dass Domains in Euro oder US$ gehandelt werden und nicht in Gold-Unzen und die ganze Betrachtung hier deshalb auch ziemlicher Humbuck und nicht viel mehr als ein Vergleich zweier Anlage-Klassen ist, wo Gold eben temporär besser als Domains abgeschnitten hat. Ja, aber Gold ist nicht irgendeine Anlage-Klasse, sondern in meinen Augen die wahre Leitwährung dieser Welt (sollte sie auch offiziell mal wieder besser werden).
Aber egal wie man es betrachtet: Der Anbieter der nach eigenen Angaben führenden Domainhandelsplattform Sedo spricht aktuell in seinen Newslettern auch von "warum der Domainmarkt sich ähnlich zum Aktienmarkt verhält" (da sollte man gar nicht so stolz drauf sein) und "den Wert von Domains als Finanz-Invesition". Und wenn es um Finanz-Investitionen geht, da müssen solche Vergleiche auch erlaubt sein.
Nun sind die Masse der Verkäufe auf den Handelsplätzen sicherlich eher Domains die für nur ein paar hundert Euro weggehen ; sozusagen zweit- und drittklassiger Registrierungs-Schrott (wenn überhaupt). Sorry wenn ich dies hier so hart sage, ich will damit niemanden beleidigen. Ich selber war ja auch schon froh, manche Domain für einen dreistelligen Betrag noch bekommen zu können. Aber nur wenige wirklich gute Domains bringen vier oder fünfstellige Erlöse, sechs- oder siebenstellige Verkaufserlöse sind es gar keine hundert im Jahr - weltweit wohlgemerkt. Dennoch ist es doch interessant mal zu sehen, wie es bei den TOP-Domains aussieht.
Und genau darauf sowie auf den neuen Domain-Preis-Index von Sedo gehe ich im zweiten Teil von diesem Artikel "Domains in Gold (Teil 2): TOP-Domains und Preisindex für Domains" ein.
27.01.2023
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