Seit Mitte Oktober haben wir für alle SIP-Accounts "HD-Voice" mit dem Übertragungsstandard "Codec G.722" freigeschaltet. Damit wird eine deutlich klarere Sprachübertragung in Ihrem VoIP-Tarif ermöglicht, auch und speziell zu Mobilfunknetzen.
Seit April 2020 haben wir über mehrere Feldtests die Einführung dieser Funktion bei uns getestet und konnten dabei Fehlerquellen eliminieren. Auch unsere eigene Telefonanlage arbeitet bereits seit mehreren Monaten komplett und zuverlässig auf HD-Voice und nutzt dabei unseren VoIP-Service in HD-Übertragung.
Wie kann ich die High-Definition-Qualtität (HD) beim Telefonieren aktivieren?
Voraussetzung dafür, dass HD-Voice funktioniert ist, dass die Geräte auf beiden Seiten diese Übertragungstechnik unterstützen und auch der Ziel-Provider dies anbietet.
Nur weil es nun auf unserer Plattform (standardmäßig) aktiviert ist und unsere Telefonie-Plattform dies nun unterstützt, telefonieren Sie noch nicht unbedingt automatisch immer in der verbesserten Sprach-Qualität. Sie oder Ihr verantwortliche Systemadministrator / -techniker sollten dazu Ihre Telefonanlage UND Ihre Telefone bei nächster Gelegenheit bezüglich der Übertragungstechnik (Codecs) entsprechend überprüfen:
- Sind die Codecs für G.722 verfügbar?
- Sind die Codecs für G.722 aktiviert?
- Sind die Codecs für G.722 von der Reihenfolge priorisiert?
Weitere Hinweise:
- Bei den deutschen Mobilfunknetzen ist die HD-Übertragung unserer Erfahrung nach mittlerweile flächendeckend im Einsatz und quasi sämtliche Smartphones können mit HD-Voice auch schon lange umgehen.
- Anrufe in ausländische Telefonnetze sind prinzipiell von unserer Seite ebenfalls HD-Fähig, aber hier hängt es ebenfalls maßgeblich von der Unterstützung der involvierten Provider ab.
- Die meisten Telefonanlagen für daheim (z.B. FritzBoxen) sind HD-Fähig und aktivieren dies standardmäßig auch. Hier hängt es dann allerdings vom eigenen Telefon und natürlich dem Telefon auf der angerufenen Seite ab, ob HD-Voice wirklich durchgängig verwendet wird. Bei Anrufen von und ins Mobilfunknetz sollte HD aber so gut wie immer möglich sein.
- Telefone, die per analogem Anschluss (TAE-Stecker) angeschlossen sind, können kein HD wiedergeben. Die per DECT verbundenen Schnurlostelefone sind oft, aber nicht immer HD-Fähig. Gerade bei älteren Geräten ist es mit einem nicht gerade geringen Aufpreis verbunden, HD-Fähigkeit zu erhalten. Neuere Geräte liefern dies aber fast immer mit.
- Verbundene SIP-Telefone bzw. SIP-Clients oder Apps sind fast immer HD-Fähig, aber hier muss HD oftmals erst aktiviert werden, indem der Codec "G.722" in die Codecliste hinzugefügt wird oder die Reihenfolge angepaßt wird.
Codec-Demo - den Unterschied hören
Eine kleine Demonstration der verschiedenen Codecs G.711, GSM und G.722 habe ich hier aufgenommen:
Exkurs: Über Codecs im Telefonnetz:
Ein Codec (ein Kofferwort aus "Coder-Decoder") ist - vereinfacht gesagt - ein Algorithmus, wie Töne digitalisiert und später wieder analog hörbar gemacht werden können. Es gibt für Telefonie verschiedene Codecs, die alle ihre speziellen Vor- und Nachteile haben.
- G.711a ("a-Law") ist der Codec, der bereits im ISDN-Netz Verwendung fand. Er benötigt 64 kBit/s Bandbreite und kann Töne zwischen 300 Hz bis 3.400 Hz übertragen. Auch bei VoIP wird dieser Codec meist verwendet, da mit ihm die Sprache so wie bei ISDN übertragen werden kann und so kein Qualitätsunterschied zu hören ist. In einigen Teilen der Erde wie bspw. Nordamerika oder Japan ist die Variation G.711u ("µ-Law") in Gebrauch, welche auch dem dortigen digitalen Telefonnetz entspricht. Die Codecs heißen ähnlich, sind aber untereinander nicht kompatibel.
- G.722 wird landläufig auch gerne als "HD-Voice" oder ähnlich bezeichnet. Mit ebenfalls 64 kBit/s auskommend, kann er aber dank geschickter Kompression Töne zwischen 50 Hz und 7.000 Hz übertragen.Das Spektrum der übertragenen Frequenzen ist damit deutlich breiter. Das sorgt für eine deutlich bessere Qualität und klingt überhaupt nicht mehr nach dem typischen rauschigen, dumpfen Telefon-Erlebnis, was man vom alten ISDN-Netz kennt. Der G.722 Codec ist speziell für die Übertragung von Sprache optimiert, so dass die Verständigung damit oftmals besser und stressfreier wird - sogar mit deutlich hörbaren Umgebungsgeräuschen. In Mobilfunknetzen wird in der Regel eine Variation dieses Codecs verwendet, welche "AMR-WB" genannt wird, aber im wesentlichen an die Qualität von G.722 herankommt.
- G.726 wird gelegentlich bei VoIP, aber primär bei älteren DECT-Telefonen benutzt. Dieser Codec benötigt zwischen 24 und 48 kBit/s Bandbreite und ist dank Kompression von der Qualität her sehr ähnlich zu G.711a - allerdings teilweise hörbar schlechter. Modernere, HD-Fähige Telefone benutzen auch hier G.722.
- GSM ist ein Codec, der verbreitet in Mobilfunknetzen eingesetzt wird - immer da, wo kein HD-Voice möglich ist. Er benötigt nur maximal 9,6 kBit/s und klingt auch so. Die Sprachqualität ist eher Mau und gerade mit Umgebungsgeräuschen oder schlechtem Empfang wird es schwierig, etwas zu verstehen. Manchmal wird dieser Codec auch bei VoIP verwendet, wenn eine nur sehr geringe Bandbreite zur Verfügung steht - da klingt er aber in der Regel besser, weil da kein schlechter Empfang die Qualität zusätzlich weiter drückt.
Natürlich gibt es auch noch viele weitere und zuweilen auch exotische Übertragungs-Algorithmen, auf welche wir jedoch hier nicht eingehen um den Artikeltext nicht zu sprengen.
Für eventuelle Fragen zu unseren SIP- und VoIP-Tarifen steht Ihnen unser Team selbstverständlich gerne zur Verfügung.
Hinweise zum Bilkdmaterial:
Hinweis zur Hintergrundmusik in der obrigen Demo-Aufnahme:
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