Mitbewerber Telekom denkt über Volumenbegrenzungen bei DSL nach - finden wir gut

Seit wenigen Wochen geht ein Aufschrei durchs Internet. Die Telekom will ab einer bestimmten Trafficgrenze die Bandbreite drosseln. Aufgegriffen wurde diese "Sensation" von allen Medien. Recherchiert zu haben scheint aber keiner dieser Experten. Der Sinn dieses Aufschreis erschliesst sich mir immer noch nicht, trotz wochenlanger Medienpräsenz und ausgiebigem Rumreiten auf dieser "Drosselung". Der einzige Sinn scheint dabei zu sein: Quote machen mit einer vermeintlichen Sensation.

Von daher möchte ich die Chance mal nutzen meine Meinung zu kommentieren:

Von bunten Vögeln und Marktschreiern

Heute meldete sich gar der "Guru" des Internets auf Spiegel Online zu Wort: Sascha Lobo, durchaus gehandelt als Medien- und Internetexperte, der jetzt in seiner Kolumne gar durch diesen "Skandal" verursacht, das Ende der Netzneutralität und resultierende Zensur beschwört. Und damit alle Kritiker an seiner Meinung von vorneherein mundtot bleiben, watscht Lobo die entweder als Lobbyisten ab oder als ungenügend Informierte. Ok, mach ich mir einen Sticker draus "Unwissender Lobbyist" und hefte ihn mir ans Sakko.

Lobos umwerfende Erkenntnis zum Thema "Traffic": "Bandbreitenbedarf wird noch zunehmen." Wow! Wer hätte das gedacht?

Betrachten wir mal die Fakten dieses "Skandals": Über mehrere Tausend Kunden (bei uns selber) hinweg können wir heute feststellen: Lobo hat recht, in den letzten 24 Monaten hat sich der durchschnittliche Traffic je Kunde bei uns fast verdoppelt.

Und nun kommt der "Skandal" ins Spiel. Gedrosselt werden sollen bei der Telekom DSL-Anschlüsse, bei denen der monatliche Verbrauch über 75 GB liegt. Das würde bei uns 0,01 % aller Kunden treffen. Und bei anderen Providern dürfte es ähnlich sein

Nun mag der Einwand kommen, ja, aber immer mehr Leute schauen ja auch TV übers Internet und da kommen ja richtige Volumina zustande. Ist aber hier nicht zutreffend, denn die 75 GB-grenze gilt nur für Anschlüsse bis zu 16 Mbit/s, fürs Fernsehen sollte es schon ein wenig schneller gehen und bei diesen schnelleren Anschlüssen gelten dann auch andere Grenzwerte, nämlich ab 200GB je Monat.

Warum also regen sich alle auf, wenn es nur 0,01% aller DSL-Nutzer betrifft? Entweder so manch echauffierter bunter Vogel gehört selbst zur Vielsauger-Gemeinde oder da haben die Schreiber einfach ihre Hausarbeiten nicht richtig gemacht. "Skandale" sind halt Quotenbringer, und "einen Skandale" kann man auch aus einer "umgefallenen Schaufel in Hamburg machen oder aus einem "geplatzten Reisbeutel in China".

Fakt ist: Es gibt Vielsauger, schon immer. Auch bei uns. Aber das sind nur einige wenige. Die Mehrzahl der Kunden verbraucht erheblich weniger als 75 GB im Monat. Die wenigen Vielsauger verbrauchen überproportional Bandbreite auf (Zeit-) Kosten der anderen Kunden. Und bei allen Providern gilt das gleiche: Die wenigen Vielsauger werden von der Mehrzahl der Kunden mitfinanziert, wenn man eben nichts dagegen unternimmt.

Von daher freut es uns wirklich sehr sehr sehr extrem, dass sich nach Jahren gelebter Quersubventionierungen diese Erkenntnis nun auch bei einem unserer Mitbewerber Einzug hält. Bravo.

Chancengleichheit ? Nicht wirklich.

Jetzt wäre es nur noch schön, wenn sich diese allgemeine Weissheit auch in den Abteilungen, welche für Vorleistungsprodukte und Regulierungsfragen zuständig sind, ausbreiten würde. Denn wir müssen bei den Zwischenhändlern immer noch horrende Preise pro GByte Traffic bezahlen - und Video-Traffic ist für uns, und damit auch für unsere Kunden, ganz normal zu bezahlender Traffic - da gibt es eben keine Ausnahmen. Flatrates mit 75 oder 200 GByte inklusive Volumen sind bei gleichen Preisen derzeit bei weitem für uns nicht realisierbar.

Günstigere Trafficpreise im Einkauf (damit wir so, wie die Telekom eben selber auch kalkulieren können), freien Video-Traffic und Volumentarife im Endkundenbereich bei unseren Wettbewerbern würden wir gerne alles auch schon deutlich vor 2016 sehen. Dann gäbe es mal mehr Chancengleichheit - auch für kleine Anbieter wie uns. Und damit unserer Meinung nach auch mehr Innovationen.

Aber ein wirklicher Wettbewerb ist, so schaut es für uns aus, politisch auch gar nicht gewollt. Die avisierte Volumenbegrenzung ist aber schon mal ein guter Anfang. Finden wir gut. Geht aus unserer Sicht nur nicht weit genug. Ideal wäre, wenn die Telekom die selben Konditionen bezahlen müsste, wie die Mitbewerber. Dann wäre vermutlich schon bei 30 GByte Ende...

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3 Kommentare bisher
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David P.
#1 David P. | 26.06.2013 um 21:49 Uhr
Es gehört meiner Meinung nach zum Konzept einer Flatrate, dass die Kunden sie ungleich nutzen und sich Quer-finanzieren. Wird nun aber eine Volumenbegrenzung eingeführt, dann zahlen die maßvollen Nutzer nicht weniger, sondern die Vielsauger mehr. Ich sehe da aus Sicht der Konsumenten keine Anpassung der Gerechtigkeit, sondern eine simple Preiserhöhung. Und das finde ich angesichts der steigenden Kosten für die Provider auch gerechtfertigt, aber die Einführung und Argumentation der Unternehmen ist zumindest fragwürdig.

Doch der eigentliche Grund für die Aufregung ist ja ein anderer, denn die eingereichte EU Petition und der Protest für die Netzneutralität richten sich nicht gegen die Volumenbegrenzung an sich, sondern NUR gegen die einhergehende ungleiche Behandlung von Onlinediensten. Vor allem, dass die Telekom ihr eigenes TV Angebot nicht in das Limit einrechnet und somit IP TV Mitbewerber benachteiligt, IST ein Verstoß gegen die Netzneutralität. Deshalb finde ich es wichtig, dass es die Medien in die öffentliche Diskussion rücken, sonst würden es die Unternehmen still und leise mit Volumenbegrenzungen und Drosselungen einführen und irgendwann ist es zuspät für eine Intervention.
Isabella
#2 Isabella | 03.12.2013 um 12:41 Uhr
Tja, was soll man sagen...sobald irgendeine Leistung, an die man sich gewöhnt hat, in irgendwelcher Form gekürzt oder reduziert werden soll schreit alles laut auf. Ich weiss selber nicht was ich für einen monatlichen Verbrauch habe. Aufgrund von Internet-TV sicher nicht wenig. Die 200 GB erreiche ich aber garantiert nicht. Nichtsdesdotrotz verstehe ich die Aktion seitens der Telekom nicht ganz. Wenn gerademal 0,01% betroffen sind, sind die Einsparungen dann wirklich soooo groß. Ich mein schließlich müsste Dem großen T doch bewusst sein dass sie ohnehin über ein recht "angekratztes" Image verfügen. So eine Ansage sorgt natürlich für extra negative publicity. Wer sitzt denn dort blos in der PR-Abteilung? xD

naja, jetzt mal abwarten was noch so passiert....
Bernd Warter
#3 Bernd Warter | 13.04.2014 um 14:55 Uhr
Schön und gut, aber ich darf halt dann nicht als "All inclusive" verkaufen, was dann im Endeffekt doch gedeckelt ist. Ich stimme zwar vom Prinzip her zu, daß die extremen "Vielsauger" etwas in die Pflicht genommen gehören, aber wie schon angemerkt, das macht jetzt zum Beispiel bei Portunity nicht mehr als 0,01 % der Kunden aus, der Rest kommt mit seinem Kontingent mehr als aus. Was der Skandal ist, ist daß der Begriff "Flatrate", der sugeriert, alles sei inklusiv und umsonst, verwendet wird, um Kunden zu akquirieren und sobald diese (vielleicht noch ein oder zwei Monate mit "echter" Flatrate) angebissen haben auf einmal die Drossel reinhaut. Wenn das nicht mehr finanzierbar ist, darf ich aber nicht mit dem irreführenden Begriff werben. Daß das passiert, ist der eigentliche Skandal, vielleicht weniger als die Drossel selbst.

Über den Autor

Bernd Schnell
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