Rufnummern-Vergabe bundesweit und in Echtzeit

Telefonie- und Rufnummern-Comeback: In meinem neusten Blogbeitrag möchte ich darauf eingehen, warum wir in den letzten zwei Jahren uns aus dem Telefoniebereich augenscheinlich zurückgezogen hatten, warum wir nun kurz vor einem Comeback stehen, was Sie bereits jetzt sofort - und was Sie 2012 an Neuerungen erwartet.

Portunity war einer der aller-ersten Anbieter in Deutschland welcher Telefonie über das Internet abwickelte. Bereits 2004 starteten wir die erste Testphase per SIP-Protokoll - wo alle Welt im professionellen Umfeld noch auf H323 schwor. SIP ist ein Protokoll zum Aufbau, zur Steuerung und zum Abbau einer Kommunikationssitzung zwischen zwei und mehr Teilnehmern - zum Beispiel einem Telefonat. Erste Kunden nutzten 2005 unsere Dienste - mit Funktionen, die seinerzeit richtig weit und innovativ vorne waren.

Ich hatte damals die Illusion, einen eigenen Telefoniedienst komplett auf neuer schlanker SIP-Technik aufbauen zu können - und etwaige teure Übergänge ins klassische Telefon-Festnetz (sogenannte SS7-Technik) bei bestehenden etablierten Telefongesellschaften einkaufen zu können. Leider war dies ein Trugschluss:

Aufbau von SS7-Technik ist teuer und komplex

Das Signalling System #7, zu deutsch Signalisierungssystem Nummer 7, (im weiteren SS7 genannt) ist eine Sammlung von Protokollen und Verfahren für die Signalisierung in Telekommunikationsnetzen. Es kommt zwischen Telefongesellschaften z.B. zum Einsatz um ISDN-Gespräche untereinander auszutauschen - was man als Interconnection bezeichnet (zu deutsch: Verbindung untereinander).

Der Aufbau eigener Hardware und SS7-Vermittlungstechnik ist leider richtig teuer - man ist selbst für ein Minimalsetup ganz schnell im sechsstelligen Euro-Bereich. Entsprechende SS7-Vermittlungstechnik wie ein Telefonie-Switch, Schaltungen in den Netzen von anderen Telefongesellschaften aka Carrieren (Stichwort Interconnection), sonstige Hardware, Abrechnungs- und Authentifizierungs-Systeme, spezialisierte Software, Systeme für behördliche Auflagen und vieles mehr gehen eben richtig ins tiefe Geld. Dazu wären damals weit über 2 Millionen Euro alleine nur für die bundesweite Zuteilung von Blöcken aller Ortsnetznummern gekommen - wo Ortsnetznummern schnell Pflicht wurden...

Neben teuren Investitionen hatte uns aber vor allem auch die Komplexität abgeschreckt: Rechtlich und technisch gleichermassen - viel zu viele Punkte sind einfach zu berücksichtigen im Minenfeld der Telefonie. Ich wollte mich mit Portunity hingegen damit gar nicht erst verzetteln und aufhalten, sondern schnell auf die innovative Entwicklung von Diensten und Services konzentrieren. Vor allem mit dem Ziel unseren Kunden tolle und vor allem nützliche Dienste und Mehrwerte zu bieten, die über die Möglichkeiten klassischer Telefongesellschaften weit hinausgingen. Wir hatten da so einige Ideen...

 

Fortschritte bei ausgehenden Gesprächen

Also arbeiteten wir in den letzten Jahren mit verschiedenen Vorlieferanten zusammen. Dies war Anfangs doch mit ziemlichen Schwierigkeiten durch zum Teil extreme Kinderkrankheiten verbunden - wurde in den letzten Jahren allerdings deutlich besser. Zumindestens bei ausgehenden Gesprächen hat sich doch einiges positiv getan. 

Qualitativ, von den Features und bei der Stabilität haben die heutigen Dienste nur noch wenig von dem 2005'er Charme. Bei ausgehenden Gesprächen kann man außerdem den Carrier für die Terminierung der Gespräche sehr dynamisch wechseln und tauschen (im Prinzip bei jedem Gespräch), so dass wir auch Probleme des einen (z.B. einen Ausfall) oder Schwächen (z.B. schlechte Auslandsverbindungen nach XXX) durch einen anderen Anbieter ständig oder jederzeit voll kurrieren können.

Bei eingehenden Telefon-Gesprächen noch immer viel zu unflexibel

Bei eingehenden Gesprächen (sogenannter "Inbound-Traffic") ist dies leider nicht so einfach. Denn die Rufnummer wird eben bei einem Anbieter X geschaltet - und dort liegt sie nun und ist auf diesen Anbieter erst einmal fest verdrahtet. Der entsprechende Anbieter muss uns die Gespräche dann weiterleiten.

Es gibt zwar Portierungs-Möglichkeiten, also um Rufnummern von einem Vorlieferranten zum nächsten zu verschieben. Aber dies geht technisch vom Verfahren nicht binnen Sekunden automatisch - sondern dauert eher Tage mit hohem manuellen Aufwand. Kein Witz: Die Übermittlung relevanter Dokumente geht per Fax und der Austausch der Routing-Informationen (sogenannte Portierungsdatenbank) noch per ISDN-Einwahl. Muah.

Dazu kam bei der Inbound-Terminierung bei allen Vorlieferanten eine Flexibilität von Betonklötzen. Echt unglaublich: API-Schnittstellen zur Automatisierung sind nur - wenn überhaupt - ganz rudimentär vorhanden (oder eben gar nicht) und bilden dann meistens nur die wichtigsten Dinge überhaupt ab. Bundesweite Ortsnetze ? Oft und vor allem in den ersten Jahren Fehlanzeige - oder teuer und nicht automatisiert und / oder nicht in Echtzeit verfügbar. Dazu kamen für die Registrierung bzw. Schaltung von Rufnummern erhebliche einmalige und z.T. sogar laufende Kosten - was ja auch logisch ist und nicht als Vorwurf verstanden werden will: Wenn mann hohe Summen investiert hat, müssen die auch wieder reinkommen. Aber irgendwie trotzdem nicht so sehr prickelnd.

Telefonie aufgeben ?

Also insgesamt hat uns die Situation im Einkauf bei Rufnummern und der entsprechenden Zuführung von Gesprächen in keinster Weise zufrieden gestellt. Die alte Idee, sich auf innovative Dienste zu konzentrieren und die komplizierte und teure Technik extern einzukaufen, stellte sich im Laufe der Zeit leider immer mehr als Trugschluss heraus. 

Dies war ein Grund weshalb wir - nach langem zögern - letztes Jahr unsere SIP-Produkte für Neukunden von unserer Website nahmen. Bestehende Kunden und Reseller bedienten wir zwar weiter - aber zumindest eigene neue Endkunden nahmen wir nicht mehr an. Ich tat dies wirklich schweren Herzens, kam dies doch einer Resignation und Kapitulation vor überregulierten Strukturen und von verkrusteten Systemen aufgeschütteten Markteintrittsbarrieren gleich - und dies geht gar nicht ;). Aber es half nichts: Letztendlich konnten wir mit den bestehenden Vorlieferranten nicht den Service bieten, wie wir ihn nunmal benötigten und unseren Kunden dann auch mit eigenen Mehrwerten veredelt bieten wollten. 

Schlussfolgerung war: Es gibt keinen Vorlieferranten, welcher unsere Bedürfnisse so erfüllte wie wir sie benötigten. Kostenmässig nicht und technisch auch nicht (API, Flexibilität, Schnelligkeit u.v.a.). Insgesamt standen wir so vor der Wahl: Entweder man macht es richtig. Dies ist mit entsprechenden sechsstelligen Investitionen, erheblichem Knowhow und viel Zeiteinsatz verbunden. Oder man lässt es bleiben und geht in die Kapitualtion vor dem total überregulierten Markt und den erheblich aufgeschütteten Markteintritt-Barrieren.

Lösung: Kooperieren per Genossenschaft

Wir sprachen mit einigen befreundeten Kollegen - die sahen dies ebenso. Wir kamen zum Schluss, dass wir uns zusammentun müssen und gründeten nach einigen wenigen Monaten Vorbereitung letztzes Jahr eine Genossenschaft. Eine Genossenschaft ist eine Gesellschaftsform welche eine Art Mischung aus GmbH und Verein darstellt. Vor allem aber eine wunderbare Möglichkeit der Kooperation um Synergieeffekte zu nutzen. Wir haben uns so also sozusagen unseren eigenen Vorlieferanten gebaut. So wie wir ihn haben wollten. Mit den Vorleistungsprodukten im Angebot, die uns KEIN bestehender Carrier offensichtlich all die Jahre anbieten konnte.

Seit wenigen Wochen befinden sich die neuen Vorleistungsprodukte im Produktivbetrieb und stehen Portunity ab sofort nun zur vollen Verfügung. Dies war über ein Jahr Arbeit mit vielen Meilensteinen - aber nun läuft es technisch endlich. Damit sind wir in der Lage, endlich auch bei eingehenden Telefonaten und bzgl. Rufnummern den Service zu bieten und die Produkte zu bauen, wie ich sie mir bereits 2004 vorgestellt hatte.

Telefonie- und Rufnummern-Comeback 2012

Von daher freue ich mich, für 2012 hier ein Comeback im Telefonie-Bereich für Portunity ankündigen zu können. Wir kommen nächstes Jahr zurück in die Welt der Telefonie. Mit neuen Funktionen und neuen Produkten.

Unsere bestehenden Kunden und Reseller profitieren bereits ab sofort von bundesweit verfügbaren Ortsnetznummern. Ok - wenige hundert Ortsnetze im Süden von Deutschland fehlen noch und kommen noch bis Weihnachten jetzt nach, zugeteilt sind sie aber bereits. Aber vom Prinzip können wir ab sofort in jeder Stadt auch die jeweiligen Vorwahlbereiche bei der Rufnummern-Vergabe anbieten.

Neue Rufnummern stellen wir außerdem ab sofort über unser Webinterface in Echtzeit bereit. Die Schaltung einer neuen Rufnummer ist damit rein technisch in der Regel in < 1 Sekunde von uns abgewickelt. Unmittelbar, sofort anrufbar - vielfältig nutzbar.

Nachdem wir jetzt ein so tolles Vorleistungs-Fundament haben, werden wir unsere Produkte Schritt für Schritt weiter ausbauen. So steht die Schaltung von ganzen Rufnummernblöcken z.B. ebenfalls auf unserer Liste wie die Entwicklung gänzlich neuer und innovatier Dienste - z.B. auch im Fax-Bereich. Auch wollen wir mit neuen Tarifen 2012 das Endkundengeschäft wieder neu aufnehmen. Damit verbunden werden dann auch deutlich niedrigere Preise sein. Unsere Endkunden bitten wir von daher noch um wenige Wochen Geduld.

Anmerkung: Für unsere VoIP- und Telefonie-Reseller haben wir bereits weitere Informationen und Hinweise auf unserer Resellerseite unter "Rufnummern und Zuführung in Zukunft bundesweit, in Echtzeit und kostenfrei" bereitgestellt.

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Über den Autor

Lea Rücker
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