Kollaps unseres Finanzsystems (Teil 2)

Im ersten Teil des Artikels ging ich auf den Zinses-Zins-Effekt ein und stelle dar, dass es völlig egal ist wie Dollar und Euro zueinander stehen - entscheidend ist der Horrizont und der kann nur aus Sachwerten bestehen.

Ein Sachwert ist dabei besonders interessant: Gold. Auf Gold und andere Sachwerte will ich im zweiten Teil des Artikels nun stärker eingehen. 

Und vor allem zu Gold sollte man sich einige geschichtliche Punkte klar machen: Seit Jahrtausenden ist Gold in allen Ländern auf der Welt anerkanntes Geld.

Zum Teil 1: Kollaps unseres Finanzsystems - Fortsetzung:

Die Verfassung der USA bezieht sich ganz klar auf Gold und Silber, vgl. U.S. Constitution, Art. I Sec. 10 Cl. 1:

No state shall coin money, emit bills of credit, make any thing but gold and silver coin a tender in payment of debts.

Heisst, dass die einzelnen Bundesstaaten der USA nichts anderes als Gold und Silber zum gesetzlichen Zahlungsmittel einsetzen dürfen. Laut Verfassung hat stattdessen der Kongress das Recht Münzen zu prägen und alle weiteren Details wie Größe, Gewicht usw. festzulegen, vgl. U.S. Constitution, Art. I Sec. 8:

The Congress shall have Power … To coin Money, regulate the Value thereof, and of foreign Coin, and fix the Standard of Weights and Measures.

Auf Basis dieses verfassungsmäßigem Recht wurde 1792 im Coinage Act der Dollar als 24,056g (371,25 grains) Feinsilber definiert. Später wurde im Jahr 1900 durch den "Gold Standard Act" der Dollar festgelegt als 1,504g Feingold. Im Laufe der Geschichte wurde das Gewicht noch einige male geändert, wobei die USA in der Großen Depression 1931 die Deckung des US-Dollars mit Gold aufhoben.

Bretton-Woods-Abkommen

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Zukunft der Finanzsysteme erneut diskutiert. Dabei wurden im Bretton-Woods-Abkommen alle Währungen der teilnehmenden Länder auf den US-Dollar bezogen, so wurde der US-Dollar zur Welt-Leitwährung die er heute noch ist. Zweites wurde wieder eine Verpflichtung zur Einlösbarkeit in Gold definiert: 35 Dollar = 1 Unze Gold. Frankreich sprengte das System im August 1971 als es verlangte die französischen Dollarreserven nach Frankreich zu liefern - und zwar nicht in grünen Scheinen sondern in Gold. Der US-Präsident Nixxon war gezwungen das ganze zu stoppen, da schlicht nicht genug Gold verfügbar war.

Seit dem ist der Dollar gegenüber Gold stark verfallen - oder Gold zum Dollar stark gestiegen - je nachdem wie man dies sieht - dazu gleich noch mehr.

 

Gold in der Geschichte

Ich bin 1975 gebohren - und kenne Geld gar nicht anders als bunt bedrucktes Papier und metallisches Münz-Geld´!= Gold. Die Zusammenhänge mit Gold musste ich erst durch ein Selbststudium via Internet wieder neu lernen und erfahren.

Dabei stellte ich fest, dass Gold und Silber nicht nur in der USA fest verwurzelt ist, sondern in allen Jahrtausenden und Jahrhunderten auch in Europa und dem Rest der Welt mal die zentrale Leitwährung war (und meiner Meinung inoffiziell noch immer ist). Im Koran wird Gold und Silber als Geld gepredigt. Die Schweiz hat sich von der Golddeckung sogar erst 2000 verabschiedet. So lassen sich noch ein paar hundert weitere Beispiele in unserer Historie finden. Auch in Deutschland hatten wir mal die Goldmark und Gold-Deckungen:

interessant ist doch, was da auf der Banknote steht:

20 Mark zahlt die Reichsbankhauptkasse in Berlin gegen diese Banknote dem Einlieferer.

Wie jetzt ? Dachten Sie die Banknote wäre bereits Geld ? Nein, die Banknote war ein Anrechtsschein auf das eigentliche Geld - und zwar hier auf die Goldmark. Banknoten in Form von Papiergeld waren mal nichts anderes als eine Art Lagerschein. Und das stand da damals auch auf den Banknoten drauf (auf alten Dollar-Banknoten übrigens auch). Etwas was man bei dem Euro beispielsweise vergeblich sucht.

Entscheidend ist: Mit einer Goldmünze, egal aus welcher Epoche der Menschheitsgeschichte, kann ich noch heute einkaufen gehen - ich bekomme dafür noch Waren. Mit Papiergeld ist das nicht so: Ausnahmslos alle Papiergeld-Systeme in der Menschheitsgeschichte, die also nicht mit Gold gedeckt waren, sind bislang früher oder später auf den inneren Wert zurückgefallen: Und der ist Null. Und dies muss und wird auch mit dem Dollar und Euro passieren -aufgrund des im ersten Artikel-Teil beschriebenen Zins- und Zinzeszinz-Effektes.

Gold -vs- Inflation

Ok, akzeptiert: Gold ist cool ?! Gerade in den letzten Tagen gab es in den Medien wieder verstärkt Meldungen "Goldpreis auf neuem Rekord-Niveau" oder "steigende Goldpreise". Kritiker von "Gold als Anlage" werfen hingegen immer wieder in die Runde "Gold bringt keine Rendite, kauft besser Aktien oder XXX".

Ja, Gold bringt keine Zinsen, wenn man 1 Unze in den Tresor legt ist es in ein paar Jahren noch immer 1 Unze - sowas aber auch ;) Gold ist relativ konstant bezogen auf die Kaufkraft - also auf "was bekomme ich für meine Unze Gold". Deshalb ist es auch sinnfrei von "steigenden Goldpreisen" zu sprechen - denn der Goldpreis bezogen auf die Kaufkraft ist eben relativ konstant (+ / - geringen Schwankungen).

Wenn Gold vom Wert allerdings kostant ist (und nicht steigt), ist es der Euro und Dollar der umgekehrt fällt.

Nur wäre es ziemlich ungeschickt in den Medien auf breiter Front zu schreiben "der Euro hat wieder an Kaufkraft verloren". Da wäre die Masse der Bevölkerung schon längst massiv auf den Barikaden. Statt dessen wird auf die niedrige amtliche Inflation von derzeit immerhin zwischenzeitlich auch "nur" ~2,4% verwiesen - wer dieser Statistik glaubt, den kann man alles verkaufen. Jede Hausfrau merkt im Geldbeutel allerdings immer stärker eine so ganz andere Inflationsrate, die gar nicht zu den offiziellen Zahlen passen will.

Denn die Geldmenge, die ständig massiv erhöht wird, zirkuliert derzeit noch zu 99% im internationalen Spielkasino der Bankster - diffudiert aber nach und nach in die Realwirtschaft. Im Prinzip ist es das Glück, dass die ganze Geldschweme noch im eigenen Ökosystem rund um den Globus hin und her-schwappt, denn sonst wären die amtlichen Inflationsraten heute schon ganz wo anders...

Andere Sachwerte und Risiken

Wer sich auf den kommenden Crash vorbereiten will, sollte in Sachwerte gehen - und zwar nicht auf Kredit. Und in Sachewerte welche werterhaltend sind, ganz wichtig ! Physisches Gold und Silber - also nicht irgendwelche Optionen oder sonstige Versprechen auf Edelmetalle! - sind dabei nur eine Möglichkeit. Eine andere oft genannte sind Immobilien (wie gesagt in keinem Fall auf Kredit !). Aber auch Kunstgegenstände (sollte man sich mit auskennen - wie mit allem), Domains (dazu demnächst mehr) oder Firmen-Beteiligungen (z.B. auch in Form von Aktien) zählen für mich zu den Sachwerten. Ich denke, wie so oft im Leben, es kommt vor allem auch auf die Diversifikation - also der Verteilung auf unterschiedliche Anlage-Klassen - an. 

Ich möchte dabei auch auf Risiken hinweisen:

Die Regierungen könnten Edelmetalle wie Gold einfach verbieten. Dazu ist Artikel 14 Abs. 3 Grundgesetz in Deutschland interessant:

Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Entschädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den ordentlichen Gerichten offen.

Wenn es also so richtig crashed, kann es schon sein, dass die Regierung dann meint, dass z.B. alles Gold zum "Wohle der Allgemeinheit" eingezogen werden muss. Und man kann dann nur hoffen, dass die Entschädigung nicht per Papiergeld stattfindet. 

So ist es genau in den USA 1933 zu einem Goldverbot unter Präsident Franklin D. Roosevelt (Executive Order 6102) geschehen - das dauerte an bis 1974. Bei Missachtung des Goldverbotes war eine Geldstrafe bis zu 10.000 US$ (was richtig viel war, nicht mit der Kaufkraft von heute zu vergleichen !) oder/und eine Haftstrafe bis zu 10 Jahren angesagt. Ausgenommen war nur Schmuck und maximal 5 Unzen. In China gab es ein Goldverbot übrigens bis ins Jahr 2003, die USA waren da also kein Einzelfall !

Da Anlage-Gold heute nur deutlich <1% der Bevölkerung hat, könnte solch ein Goldverbot sogar auf breite Zustimmung der Bevölkerung stoßen. Aber nicht nur ein Goldverbot ist zu befürchten, es könnten auch Steuern auf den Besitz von Gold erhoben werden - ähnlich wie die Grundsteuer das Eigentum an Grundstücken besteuert, könnte ja auch das Eigentum an Gold besteuert werden.

Gold ist also bei weitem nicht risikofrei, genau wie alle anderen Edelmetalle oder Anlageklassen. Zwar gab es noch nie ein Silberverbot und Silber wird auch industriell stärker benötigt als Gold, aber ausschließen kann man letztendlich auch bei Silber oder Platin nichts.

Genauso wie bei Immobilien und Grundstücken nichts ausgeschlossen werden kann - zumal es dort bereits Steuerbelastungen auf das Eigentum gibt. Es gab in der Geschichte von Staatsbankrotten schon mehrmals in der Geschichte sogenannte Zwangsdarlehen auf Aktien-Bestände, Fonds und Immobilien.

Hat man z.B. eine Immobilie die 100.000 Euro Wert und schuldenfrei ist, könnte dort der Staat einfach eine 20.000 Euro Zwangshypothek eintragen, welche der Eigentümer dann munter abbezahlen darf. Hat dieser zusätzlich noch 50.000 Euro reguläre Schulden und sinkt der Immobilienpreis zugleich zum Beispiel um 50%, hat man auf einmal eine Immobilie mit 50.000 Euro Wert aber 70.000 Euro Schulden-Belastung. Viel Spaß wenn dann weitere Sicherheiten verlangt werden und / oder bei der anstehenden Zwangsversteigerung (wenn keine Sicherheiten beigebracht werden können).

Dies wurde in einer Gesprächsrunde beim Alpenparlament "Zwangshypotheken: Enteignung der besonderen Art" thematisiert. Wie bereits im 1. Teil des Artikels geschrieben: Manche Beiträge beim Alpenparlament sind absolut obskur, einige dafür aber wirklich richtig wertvoll. Der gerade verlinkte Beitrag ist so einer und imho eine Pflicht-Sicht für alle Immobilien-Besitzer !

Ich hoffe aus solchen Erwägungen heraus wird klar, warum eine Verteilung auf verschiedene Anlage-Klassen so immens wichtig ist und weder Gold noch Immobilien ein Allheilmittel zur Absicherung sind. Sie zu ignorieren wäre aber genauso falsch, denn kein normaler Bürger weiß was wie kommen wird. Eine weitere gute Anlage sind übrigens Bildung (Knowhow) und Familie.

Summary

Und all dies betrifft schlicht JEDEN von uns, also auch meine Familie, meine Unternehmungen, unsere Kunden und Freunde. Deshalb ist es meine unternehmerische Pflicht meine Unternehmungen von Portunity, aber auch mein sonstiges näheres Umfeld, auf das kommende vorzubereiten um wenigstens eine Chance zu haben, zu überleben und im Strudel nicht alles zu verlieren.

Wir bei Portunity tun dies durch unterschiedliche Maßnahmen. Die allerwichtigste ist, dass wir bei allen Portunity-Firmen eine Eigenkapitalquote von 100% haben und wir darüber hinaus Fremdfinanzierungen, also Kredite, vermeiden wie der Teufel das Weihwasser.

Dies ist auch mein wichtigster Tipp: Vermeiden Sie Schulden und bauen Sie noch bestehende Verpflichtungen so schnell wie möglich ab. Denn es ist ein Märchen, dass Schulden gut sind und sich am Tag der Abrechnung und Glattstellung - also wenn alle bunten Papierschnippsel, Bankkonten und Guthaben auf 0 gehen - einfach auflösen. Das gilt nur für die Schulden der Staaten und alle Guthaben - nicht für die Schulden der Privatpersonen und Unternehmen, die bleiben nämlich dummerweise erhalten und erhöhen sich noch um ein vielfaches.

"Keine Schulden" ist aber nur ein Baustein unserer Massnahmen, ich werde in meinen kommenden Blog-Beiträgen weitere Massnahmen aber auch unsere Sichtweisen weiter vorstellen. Diese mögen für einige, die sich damit noch nicht beschäftigt haben, exotisch sein. Aber ich hoffe nicht unverständlich oder das es nun heißt "Verschwörer". Denn wir versuchen nur uns solide aufzustellen und der Gefahr ins Auge zu sehen (wegschauen ist keine Lösung).

Sie dürfen natürlich gerne kritisch sein - und ein guter Ratschlag ist: Überprüfen Sie das alles was ich hier beschreibe selber. Nehmen Sie sich diese Zeit, das wäre wichtig.

Manche Leute nehmen sich 30 Stunden Zeit für den Kauf eines Autos. Wochenlang vorher werden Kataloge gewälzt, im Internet recherchiert und mit Kollegen gefachsimpelt. Aber wenn es um Anlagen, Geld und Absicherung geht - da wird nach einem 30 minütigen Gespräch mit einem Bank- oder Versicherungsvertreter eine Lebensversicherung oder andere Ablage abgeschlossen, welche die meisten noch nicht einmal im Ansatz verstehen. Ein Versicherungsvertreter vertritt übrigens die Versicherung und ein Bankberater berät die Bank, wie die Namen sehr präzise beschreiben. Die vertreten und beraten nicht sie, auch wenn die noch so freundlich daher kommen. Den Fehler etwas derartiges unüberlegt abzuschießen habe ich zwar leider auch schon einmal gemacht. Aber mittlerweile versuche ich mich selber zu informieren und auch beim Thema Finanzen nur noch Dinge zu tun, die ich selber verstehe. Das halte ich für sehr wichtig: Tun Sie nur Dinge, die Sie verstehen !

Ich freue mich von daher über Ihre Meinung aber auch über Ihre Fragen in den Kommentaren. Von Unternehmern würde mich umgekehrt interessieren, wie Sie Ihre Firmen vorbereiten ? Bereits Massnahmen getroffen oder geplant ? Wenn ja, welche ? Oder die Thematik noch gar nicht auf dem Radar ?

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Über den Autor

Lea Rücker
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Hallo. Ich bin einer der Gründer von Portunity - wo ich mit einigen der coolsten Menschen dieser Erde an Projekten im und für das Internet arbeite.

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